John Deere bietet vielseitige AMS-Produkte an. Einst war der StarFire 300 mit einer Lightbar die kostengünstige Alternative, wenn man in diesen Bereich einsteigen wollte. Natürlich bieten andere Hersteller auch ähnliche Lösungen an. Alle bewegen sich im Bereich von ungefähr 1000-2000 Euro durchschnittlich. Also eine Menge Geld.
Viele Tüftler und Bastler haben schon länger versucht, durch zurückgreifen auf alternative Hardware, die im wesentlichen aus GPS-Receiver und GPS-Antenne besteht ein solches System nachzubauen. Mit Erfolg! Auch ich Tüftle seit mehr als einem Jahr an solchen Lösungen. Und ich glaube die kann sich bis jetzt sehen lassen!
Mein Budget waren 200 Euro, die ich nun erreicht habe. Mein System erreicht ca 15 cm Absolutgenauigkeit nach mehreren Stunden. Spur zu Spur (Bereich 5 Minuten) sind es ungefähr 2-5 cm. Das kommt allerdings auf sehr viele Faktoren an.
Wie erreiche ich das? Nunja, kurzum: Mit der bekannten Realtime-Kinematic!
Ja, ganz recht gelesen, RTK. ´
Wie das so günstig geht? Es braucht etwas Glück und spaß am Basteln.
Im Klartext:
Mein System besteht aus einem 70 Euro GPS/Glonass/Galileo/SBAS Receiver und einer Antenne von Tallysmann (TW2410NM). Ich gehe hier jetzt etwas tiefer in die Materie. Bei fragen gerne Fragen
Der Receiver ist einer der Firma Ublox. Es ist das neue Modell aus dem CSG-Shop, welcher einen MicroUSB Port besitzt und einen SMA-Antennstecker. Der M8T kann sowohl Standard NMEA-Datensätze (mit PUBX) ausgeben, als auch Rohdaten (UBX-Format) ausgeben die für Echtzeitberechnungen in Programmen wie RTKlib benötigt werden.
natürlich kann ich den Empfänger als normalen DGPS Empfänger einsetzen. Durch Egnos korrigiert sich dieser dann wie es ein Starfire mit Egnos auch tut. Wichtig ist, dass die Antennen hochwertig abgestimmt wurden und mindestens "DualFeed" sind. Das heißt es sind 2 Einheiten in einem Gehäuse,die MultiPath filtern können (verfälschte/Reflektierte Satellitendaten).
Der Starfire wird allerdings immer stabiler und genauer sein. Allerdings nutzt meine Antenne auch die Galileo Sateliten, was natürlich zur Genauigkeit beträgt.
Noch einen Schritt genauer sind Geometerantennen (3D), wie ein Starfire 3000 oder 6000. Diese besitzen auch die Möglichkeit auf ein zweites Band der GPS/Glonass Satelliten zuzugreifen. Das ganze nennt sich "DualBand Frequency". Diese werden als L1/L2 oder L5 bezeichnet. Grade im Bereich RTK bieten diese enorme Vorteile. Leider unterstützt mein System nur die L1 Frequenz. Ein Grund, warum das ganze so günstig ist.
Da ich finde, dass nur DGPS etwas ungenau sein kann, habe ich mich entschlossen, mir RTK aufzubauen.
Dazu brauchte es in meinem Fall nur die Kostenlose Software RTKlib und eine Base Station. Eine kostenlose konnte ich mir organisieren. Es gibt kostenlose RTK Stationen in Deutschland, die man zb bei IGS-IP oder Euref-IP in Form eines NTRIP-RTCM3 Streams bekommen kann. Man muss sich nur dort anmelden und hoffen, dass eine Station in einem Umfeld von 10-20 km ist. bei mehr wird das ganze sehr instabil und bereitet mehr Frust als Lust
So nun habe ich mir ein einigermaßen Stabiles RTK-System aufgebaut (20 km Baseline, also hart an der Grenze), und nun? Wie soll ich das auf dem Acker nutzen?
ganz einfach! Es gibt Apps, wie Spunkys GPS-Paralellfahrhilfe im Andorid Play store, die man zum Fahren nutzen kann. Diese nutze ich auch. Man legt grafisch eine AB-Linie an und fährt diese dann entsprechend manuell nach. Wem das zu blöd ist, bez wer danach säen möchte, kann sich mit einem Automatischen System beschäftigen! Die Windows Anwendung "Cerea" kann dabei die Antwort auf SectionControl, Autotrac und Paraleltracking sein! Das ganze zum Preis von 180 euronen- aktuell sind Spanisch Kenntnisse auch erforderlich. Ein Lenkmotor sollte man sich noch besorgen (40-90 Euro).
Aber man sollte Spaß am Basteln haben, sonst wird das mehr Frust! Es braucht umfassendes Verständnis im GNSS Bereich und im IT-Bereich. Das habe ich mir in diesem Jahr dank der Hilfe vieler Communitys und Gruppen beigebracht. Aber theoretisch kann sich jeder sowas aufbauen. Nur wenn viel Hang da ist oder zu viel Wald, wird man damit wahrscheinlich nicht sehr glücklich.
Ich kann hier theoretisch noch deutlich mehr ins Detail gehen- aber da warte ich erstmal auf eure Reaktionen!!
Ein Paar Bilder habe ich angehängt.
Freue mich auf rege Diskussion! Was haltet ihr davon? Wusstet ihr, dass es solche Möglichkeiten gibt?
Gruß!
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Dies ist der Ublox Neo-M8T (GPS-Receiver). Winzig! Unterstützt 10 Hz, NMEA und Rohdaten. Geeignet für RTK-Anwendungen im L1-Bereich
430 Meter langes, geschwungenes Feld. Ohne GPS echt schwer! Aber so kein Thema. 20cm sollte die Fräse überlappen, passt! (10cm Pro Seite)
Das Ganze von Vorne. Der Traktor ist 2,20M breit. 2,4 M AB effektiv waren eingestellt, 20 cm Überlappung sollten es sein, Passt !
Hier von Hinten...
Das Erste Beet, welches Vater angefangen hat. Ohne GPS sehr Kompliziert. Dieses Doppelt fahren kostet pro Beet ca 6 Minuten Zeit!